Kurzbeschreibung:
Als Agranulozytose bezeichnen wir einen Abfall der Neutrophilen unter die Grenze von 0.5 x 109/L. Dieser Zustand ist eine Notfallsituation, da es zum Auftreten von lebensbedrohlichen Infektionen kommen kann. Ätiologisch stehen Medikamente und virale Infekte im Vordergrund.

Klinisches Bild:
Die Patienten haben meist hohes Fieber und ulzeröse Läsionen an den Schleimhäuten von Mund, Rachen und Anus. Oft geht ein grippaler Infekt voraus. Medikamente, die gehäuft zu Agranulozytosen führen, sind: Carbimazol, Aminopyrin, nicht-steroidale Antirheumatika (z.B. Phenylbutazon, welches deswegen kaum noch eingesetzt wird), Antibiotika (z.B. Chloramphenicol) u.a.m. Die Agranulozytose bildet sich meistens spontan (vorausgesetzt, dass alle in Frage kommenden Medikamente abgesetzt wurden) nach wenigen Tagen bis Wochen zurück.

Hämatologie:
Im Blutausstrich finden sich nur ganz vereinzelt Neutrophile, die meist toxisch verändert sind. Somit sind fast nur noch Lymphozyten und Monozyten im peripheren Blut vorhanden.

Knochenmark:
Die Granulopoiese kann vermindert oder gesteigert sein. Typischerweise finden sich aber fast nur Myeloblasten und Promyelozyten. Reifere Formen sind nur selten anzutreffen (sogenannter Reifungsstop).


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